„Ja, is’ denn heut‘ scho’ Weihnachten?“ fragte dereinst „Kaiser“ Franz (Beckenbauer) und meinte damit: Haben wir schon den Vorabend des 25. Dezembers? Ist schon Bescherung? Gibt es endlich die heiß ersehnten Geschenke? In der Tat: Jahr für Jahr zum gleichen Datum liegen hierzulande die Weihnachtsgeschenke unter dem Christ- oder Weihnachtsbaum. Im Gegensatz zu den Ostereiern, bei denen man schon in den Kalender schauen muss, um zu wissen, wann genau es sie gibt. Woran liegt das eigentlich, dass die meisten großen Feste durch den Kalender vagabundieren, nur dieses eine nicht: Weihnachten? Eine gute Antwort würde lauten: an einem bis heute durch „seine Stadt“ und seine Gebäude, auch in Deutschland, berühmten Bauherren. Eine andere gute Antwort würde lauten: an dem türkischen İznik. Dort fand im Jahre 325 das vielleicht wichtigste Konzil der noch jungen Christenheit statt. Dort wurde final festgelegt: Jesus ist nicht nur Gott, sondern auch Mensch! Was soll das mit Weihnachten zu tun haben, das es 325 noch gar nicht gab? Eben! Es kam kurz danach und höchstwahrscheinlich deshalb. Jesus also war auch ein Mensch. Menschen aber werden geboren. Es bedurfte also eines Geburtsfestes Jesu. Es war die Geburtsstunde von Weihnachten. Jedoch: Anders als heutzutage, war Weihnachten noch lange, lange Zeit überstrahlt von einem anderen Hochfest: Epiphanie, das Fest der „Erscheinung des Herrn“ („Sollemnitas in Epiphania Domini“), also die menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu. Dieses wurde und wird bis heute am 6. Januar begangen, am Heiligedreikönigstag, der lange Zeit auch hierzulande das neue Jahr einläutete. Dass Teile des orthodoxen Christentums gegenwärtig Heiligabend am 6. Januar feiern, hat damit allerdings überhaupt nichts zu tun, sondern ist dem rechnerischen Zufall und viel späteren Kalenderreformen geschuldet, welche diese orthodoxen Christen bis heute nicht mitgemacht haben.
Es begab sich aber zu der Zeit, dass der oben erwähnte Bauherr Weihnachten auf den 25. Dezember festlegte. Der Termin selbst lässt sich theologisch begründen: Heiligabend liegt exakt sechs Monate nach dem Johannistag; dem Namenstag von Johannes dem Täufer. Am Johannestag ist es das Licht der Schöpfung, das die Welt erhellt. An Weihnachten ist das himmlische Licht zu spüren. Kein Zufall, also. Der Bauherr, Kaiser Konstantin, der Byzanz zu „seiner Stadt“ erkor, welches fortan Konstantinopel hieß (heute: Istanbul), war nicht nur derjenige, der das weiter oben geschilderte „Erste Konzil von Nicäa“, so hieß İznik seinerzeit, einberief und leitete, sondern auch ein Verfechter der Zweieinigkeit Jesu als Mensch und Gott, weil er damit seine gottgleiche Stellung als alleiniger Kaiser rechtfertigen konnte. Dass der gottgleiche Kaiser seine herausragende Stellung durch die Beauftragung repräsentativer Bauwerke unterstrich, kann man bis heute unter anderem in Deutschland sehen: In Trier steht bis heute die Konstantinbasilika, der größte noch erhaltene säulenlose Raum der Antike. Weitere Bauwerke in Südfrankreich, in Italien (u.a. der Vorgängerbau des heutigen Petersdoms) sowie der Bau der Grabeskirche in Jerusalem sowie der Geburtskirche in Bethlehem wurden von Kaiser Konstantin beauftragt. Kurzum: Er war zweifelsohne ein großer Bauherr.
Jedoch: Kein Bauherr ist größer als seine Bauplaner. Dass der allergrößte aller Baumeister, Jesu, an Weihnachten Geburtstag feiert, soll für Euch Bauplaner der Anlass sein, Euch Eurer großen Bedeutung, aber auch Verantwortung für unsere Menschheit (für Gottes Schöpfung) bewusst zu werden. Anders wie vielleicht Eure Kollegen zu Zeiten von Kaiser Konstantin, setzt Ihr Euch ein Denkmal, indem ihr möglichst keine (!) Neubauten mehr plant. Für unser Weltklima! Ja, Weiterbauen ist nicht mehr! Da nützt selbst der Einsatz klimaschonender Baustoffe nix. „Aufstocken | Anbauen | Umbauen“, so das Architekturmagazin „Baumeister“, bleibt in der Bauplanung als einzige Alternative – auch wenn manchen von Euch diese „weitgehende Selbstbeschränkung“, so Fabian Peters im Editorial des Architekturmagazins „Baumeister“ 12/2022, nicht so richtig schmecken mag. In der Theorie sind sich ja alle einig: volle Konzentration auf den Bestand! Ja, sogar ein Abriss-Moratorium habt Ihr Bauplaner gemeinsam mit anderen auf den Weg gebracht. Respekt! Inzwischen warnen Denkmalpfleger bereits vor der Gefahr der „Übernutzung“ historischer Bausubstanz (so Berlins Landesdenkmalpfleger Christoph Rauhut in der oben erwähnten „Baumeister“-Ausgabe). Ja, es gilt in der Bauplanung wie anderswo (zum Beispiel im Energiesektor): die goldene Lösung gibt es leider nicht! Jede Bauplanung, und sei sie noch so nachhaltig, beeinträchtig unser Weltklima. Einen kleinen aber wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung trägt das „UrbanMining“, also das sortenreine Recycling von Baumaterialien bei (Teil-) Abrissvon Gebäuden, bei. Und wenn schon neu bauen, dannwenigstens nach der nachhaltigen Methode „C2C“, also „Cradle to Cradle“, inklusive Erstellung eines Materialpasses, idealerweise integriert in ein ganzheitliches BIM-Projekt.
Ja, und wo bleibt jetzt die frohe Botschaft? Weihnachten ist doch immer mit einer frohen Botschaft verbunden. Stimmt! Auch wenn seit Kaiser Konstantin in der (christlichen) Kirche gilt: Gott ist in Person Jesu auch Mensch, bedeutet dies im Umkehrschluss nicht, dass wir Menschen Gott spielen sollten (ja, dies gilt auch für Putin und seine Schergen!). Wir alle haben eine Verantwortung für diese eine, unsere Welt. Jeder von uns sollte seinen Teil dieser Gesamtverantwortung tragen: im Privaten wie im Beruflichen. Ihr Bauplaner tragt Euren beruflichen Teil dazu bei, indem ihr möglichst klimaschonend plant; wir als Versicherungsmakler tragen dafür Sorge, dass Ihr in Eurem Tun möglichst gut gegen Risiken abgesichert seid. Und wir alle können im Privaten (nicht nur an Weihnachten) Gutes tun; und damit meine ich nicht den Appell, Spenden zuleisten, so wie die pisa Versicherungsmakler GmbH es heuer an BigShoe e.V. tut. Nein, es geht darum: „Das ganze Jahr hindurchgegenüber Groß und Klein (also von Mensch zu Mensch) nur Gut zu sein!“ Das ist doch die eigentliche Botschaft von Weihnachten! Und da spielt es auch keine Rolle, ob Christ, Jude, Muslim, Buddhist, Hindu, Atheist, Agnostiker oder … Diese Botschaft ist universal, nicht an Konfessionen gebunden. Weil schlichtweg zutiefst menschlich.
Schließen wir mit daher diese spezielle Geschichte mit einer irdisch-menschlichen Nachstellung des Weihnachtsgeschehens: dem Biberacher „Christkindle ralassa". Ja, Biberach an der Riss ist Euch Bauplanern vermutlich wegen der dortigen Fachhochschule für Architektur ein Begriff. Doch Euch unbekannt(er) dürfte sein, dass Biberach nebst Augsburg, Dinkelsbühl und Ravensburg dereinst zu den paritätischen Reichsstädten gehörte, also zu jenen Bürgerstädten mit konfessioneller Parität: katholisch und evangelisch zu gleichen Teilen. Und weil die Biberacher waschechte (Ober-) Schwaben sind, haben sie sich seit der Reformation eine zweite Kirche gespart: Als Simultaneum nutzen Evangelische und Katholiken die Pfarrkirche St. Martin schon seit 1548 gemeinsam – bis heute! Eigentümer der Kirche ist die Stiftung Gemeinschaftliche Kirchenpflege Biberach, eine im Konstrukt weltweit einzigartige Stiftung öffentlichen Rechts. Und weil ein solches Simultaneum kein Krippenspiel in der Kirche duldet, treffen sich die Biberacher jeden Glaubens seit 1820 an Heiligabend ab 17 Uhr auf dem Marktplatz, übrigens eine städtebaulich-architektonische Besonderheit. Jedes Jahr kommen dafür rund 10.000 Menschen zusammen. Der große Christbaum ist erleuchtet, die umliegenden festlich beleuchteten Patrizierhäuser mit ihren Schaufenstern gebenso viel Licht, dass die Helfer der Stiftung „Hospital zum Heiligen Geist“ Lebkuchen an die anwesenden Kinder verteilen können. Gegen 17.30 Uhr werden alle Lichter ausgeschaltet. Es ist fast ganz dunkel; Musikanten spielen die Biberacher Pastorale. Zu den Klängen von „Stille Nacht“ und „Herbei, o ihr Gläubigen“ wird vom Giebel eines Bürgerhauses, vor der Kulisse der simultanen Pfarrkirche, ein „Christkindle“, also eine hell erleuchtete Christkind-Figur, die mit Sternen gestaltet und medaillonartig eingerahmt ist, bis zum ersten Obergeschoss herabgelassen (oberschwäbisch: „ralassa“). Das „Christkindle“ wird nach einem kurzen Stopp langsam zum Lied „Wie können wir Vater der Menschen Dir danken“ wieder nach oben gezogen und entschwindet scheinbar in den Himmel. Die Glocken der Stadtpfarrkirche läuten, die Häuser und der Christbaum werden wieder beleuchtet, und die Menschen gehen nach Hause zur Heiligen Nacht. Um als Menschen die menschliche Geburt Jesu und damit die Mitmenschlichkeit (man könnte auch sagen: die Nächstenliebe) zu feiern. Einen schöneren Start für Weihnachten kann man sich kaum vorstellen.
In diesem Sinne wünscht die pisa Versicherungsmakler GmbH allen Menschen Frieden (hoffentlich auch alsbald endlich in der Ukraine), frohe Weihnachten sowie einen guten Rutsch ins neueJahr 2023.