Architektur-, Ingenieur- und sonstige Bauplanungsbüros erwarten bedingt durch die Corona-Pandemie einen Auftragsrückgang für 2021. Das zeigen die Ergebnisse der Umfrage von Bundesingenieurkammer und Bundesarchitektenkammer unter 4.600 selbstständigen Kammermitgliedern. 41 Prozent der Architektur-, Ingenieur- und sonstige Bauplanungsbüros rechnen für 2021 mit Umsatzrückgängen. Jedes fünfte Büro gibt bereits jetzt massive Probleme bis hin zu drohenden Liquiditätsproblemen an. 46 Prozent der Büroinhaber erhalten zwar neue Aufträge, aber im geringerem Maße als üblich. 5 Prozent können zurzeit keine neuen Aufträge akquirieren.
„Erfreulich ist, dass sich die Situation der Planungsbüros noch nicht weiter verschlechtert hat“, so Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer in einer gemeinsamen Pressemitteilung zusammen mit der Bundesarchitektenkammer. „Was uns jedoch beunruhigt ist, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Büros nicht mehr im gleichen Ausmaß neue Aufträge akquirieren kann wie noch vor der Krise – insbesondere Büros mit gewerblichen, aber auch öffentlichen Auftraggebern. Hier appellieren wir vor allem an die Öffentliche Hand, dafür zu sorgen, dass weiterhin Aufträge vergeben werden. Darüber hinaus haben die Ergebnisse der Umfrage gezeigt, dass die finanziellen Hilfen von Bund und Ländern laufend auf Zielgenauigkeit überprüft und an die konkreten Bedarfe der jeweiligen Berufsstände angepasst werden müssen. Förderung muss auch für diejenigen bereitstehen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt von den Auswirkungen der Krise betroffen sind. Und sie muss auch gezielt Solo-Selbstständige erreichen. Hier gilt es nachzuschärfen“, so Dr.-Ing. Bökamp weiter.
Die Lage der Architektur- und Ingenieurbüros hat sich seit dem Sommer zwar leicht verbessert, „aber die erwartbaren Folgen negativer wirtschaftlicher Effekte für das kommende Jahr deuten sich immer mehr an“, so Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, in der oben zitierten Pressemitteilung. „Deshalb müssen wir die öffentliche und gewerbliche Auftraggeberseite stärken, damit der finanzielle Spielraum für die Auslösung notwendiger Aufträge bestehen bleibt. Baugenehmigungen und behördliche Vorgänge dürfen nicht zum Engpassfaktor werden. Außerdem müssen Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften laufend überprüft werden, um den auslandsaktiven Architektur- und Ingenieurbüros die Fortsetzung ihres Auslandsgeschäfts zu ermöglichen.“
Im November 2020 haben Bundesingenieurkammer und Bundesarchitektenkammer zum dritten Mal in diesem Jahr ihre selbstständig tätigen Kammermitglieder zu den bisherigen undabsehbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie und dem daraus folgende Förder- und Beratungsbedarf befragt. Nachdem die Büroinhaber im April 2020 zunächst mit großer Sorge in die nähere und mittelfristige Zukunft blickten, erholte sich die wirtschaftliche Situation über den Sommer leicht. Gaben im April noch 79% der Architektur- und Ingenieurbüros an, Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren, waren es im Juni noch 61%. Im November geht dieser Anteil nochmals zurück auf 58%.
Negative wirtschaftliche Folgen für das eigene Büro stellten im April 55% und im Juni 41% der Befragten fest. Dieser Anteil fällt im November mit 34% noch einmal geringer aus. Häufigste Nennung sind Umsatzrückgänge, akute oder drohende Liquiditätsprobleme und unterausgelastete Mitarbeiter. Auch wenn der Anteil seit April zurückgegangen ist, so sind aktuell immer noch 18% der Büroinhaber auf finanzielle Hilfen angewiesen. Wie bei vielen Freiberuflern hinterlässt die Corona-Pandemie aber auch bei Architektur- und Ingenieurbüros tiefe Spuren. Teilweise bereits in Notlage befinden sich besonders die Innenarchitekten, Solo-Selbstständige, im Ausland aktive Planer sowie diejenigen, die für gewerbliche Auftraggeber tätig sind. 44% der Befragten können derzeit neue Aufträge nur in geringerem Maße als üblich abschließen. Zusätzliche 9% aller Büroinhaber und sogar 15% der Soloselbstständigen können zurzeit überhaupt keine neuen Aufträge akquirieren (Juni: 16%). Mit einem Rückgang der Auftragslage in den kommenden zwölf Monaten rechnet mit 41% immerhin knapp die Hälfte der Büroinhaber, wobei das Segment der gewerblichen Auftraggeber im Gegensatz zu den privaten Auftraggebern das größte Sorgenkind ist. Bei 4% der Büros und 7% der Soloselbstständigen wird es um das wirtschaftliche Überleben gehen. Sie gehen davon aus, die eigene Selbstständigkeit aufgrund der Corona-Pandemie in den nächsten zwölf Monaten aufgeben zu müssen.
Während der Anteil der Büros, die sich mit Auftragsrückstellungen bzw. -absagen und Zahlungsengpässen bei Auftraggebern konfrontiert sehen, weiter sinkt und auch Verzögerungen auf den Baustellen durch ausbleibende Materiallieferungen oder Umsetzung der Corona-Vorgaben seltener berichtet werden, nehmen seit dem Sommer andere Probleme zu: So ist im Vergleich zum Juni ein leichter Anstieg bei den Büros festzustellen, die mit Personalausfällen auf der Baustelle oder im eigenen Büro zu kämpfen haben. Hier schlägt sich möglicherweise das veränderte Infektionsgeschehen nieder. Auch Verzögerungen im Baugenehmigungsprozess werden von einem Drittel der Befragten, und damit wieder häufiger als noch im Juni, genannt. Personelle Konsequenzen der Corona-Pandemie gibt es aber weiterhin nur in geringem Maße: Der Anteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die entlassen werden mussten, ist seit Juni von 1,0% auf 1,8% gestiegen. Der Anteil derjenigen, die Arbeitszeit reduzieren, liegt aktuell bei 8,2% (Juni: 13,2%). Die Kurzarbeitsregelungen und Soforthilfen konnten umfangreiche Entlassungen verhindern.
Als benötigte finanzielle Hilfen werden besonders häufig Zuschüsse, Entlastungen bei Steuerzahlungen, Sozialabgaben und Lohnkosten genannt, während vergleichsweise seltener Bedarf nach Bürgschaften und Förderkrediten angemeldet wird. Die Stimmen, die die Förderprogramme für bedarfsgerecht halten, halten sich mit den Kritikern ungefähr die Waage. Bemängelt wird vor allem, dass die bisherige Beschränkung der Zuschüsse auf Betriebskosten insbesondere kleine Büros benachteiligt, da kein Unternehmergehalt berücksichtigt ist.
Die ausführlichen Ergebnisse der 3. Corona-Umfrage 2020, auch mit Auswertung nach einzelnen Bundesländern, finden Sie hier als Download: https://bingk.de/blog/coronakrise-ergebnisse-der-3-kurzumfrage-zur-aktuellen-situation-von-ingenieurbueros/
So schwierig angesichts der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen aktuellen Full-Lockdown die Zeiten für Architektur-, Ingenieur- und sonstige Bauplanungsbüros auch sind bzw. noch werden -- ein Trostpflästerchen gibt es wenigstens: Die Versicherungsbeiträge für die Berufshaftpflichtversicherung sinken im Falle eines Umsatzrückganges. Denn das real erwirtschaftete Honorar (ohne MwSt.) ist die Berechnungsgrundlage für den Beitrag zur Berufshaftpflichtversicherung.
Daran ändert sich im Übrigen auch durch die neue HOAI 2021 nichts. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob durch die neue HOAI 2021 die Honorare angemessen bleiben. Im Falle eines Umsatzrückganges durch Honorar-Dumping wird der Versicherungsbeitrag ebenfalls nach unten angepasst. Es gibt allerdings Mindestversicherungsbeiträge, die nicht unterschritten werden können, denn mit diesen decken die Versicherer ihre Verwaltungskosten ab und halten Rückstellungen für Großschäden bereit. Mehr Infos unter https://www.pisa-versicherungsmakler.de/versicherungen/berufshaftpflichtversicherung