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Über die moralische Frage nach der Zukunft von Architektur ...

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2024

„Gestern noch Formenvielfalt und Gestaltungsfreiheit, Parametrismus und Stahlbeton in Freiformen. Heute Askese, Kreislaufbauen und Abrissmoratorium. Wir verändern gerade aktiv unser Verständnis von und den Umgang mit Architektur.“ Knallhart und ehrlich: die kritische Selbstreflexion junger Architekt:innen im „Baumeister“-Magazin (02/2024). Die Macher:innen des Magazins sind sich einig: Kein Generationen-, sondern ein Haftungskonflikt. Gemeint ist hier zwar die „neue dringliche Moralität“, aber es stellt sich dennoch die Frage: Wer haftet gegenwärtig und in Zukunft für die Planung bzw. Errichtung ressourcenverschwenderischer, klimaschädlicher und platzverbrauchender „toxischer Architektur“? Eure Auftraggeber:innen? Ihr Bauplaner:innen? Losgelöst davon, ob zeitgenössische, reflektierte sowie klimaschonende und nachhaltige Architektur (Umbau-/Zirkulärbaukultur) für Eure Auftraggeber:innen finanziell lukrativ ist, fragen sich viele von Euch, wie weit Eure (gesellschaftliche) Verantwortung reicht und ob Ihr über Eure Berufshaftpflichtversicherung Rückendeckung habt, wenn Ihr Euch fernab bisheriger Bauplanungspraxis auf den Weg macht, unter Verwendung von umweltschonender (Altbau-) Materialien mutig nachhaltige Nutzungs- und Bauformen von Architektur zu erproben. Eine (dünne) Leitlinie für Euch: ESG (Environmental, Social, Governance). Dabei geht es jedoch primär inhouse um Euer Bauplanungsbüro und weniger um das, was Ihr an Architektur erbaut. Kurzum: Der Diskurs über verantwortungsvolle Architektur bietet noch viele offene Fragen. Hier: Der Versuch einer zaghaften Annäherung ...

Quo vadis Architektur? Foto: freepik

Ohne Weichspüler: „Die Bauplanungsbranche kann sich nicht mehr vor den ganz realen Folgen ihres eigenen Tuns verstecken. Die schmerzhafte Wahrheit ist, dass wir die Notwendigkeit von Architektur bereits hinterfragen müssen, bevor überhaupt erst ein Auftrag zu vergeben wäre.“ Ja, sofort rein mit dem Finger in die Wunde. Darf überhaupt noch neu gebaut werden? Oder werdet Ihr Bauplaner:innen zu reinen Umbauern degradiert? Wo bleibt da der kreative architektonische Anspruch? Wozu dann überhaupt noch Bauplaner:in werden, wenn ohnehin alsbald die „KI“ die Planung (modulares) Bauen übernimmt? 🤔

Gezwungen bottom-up?

Nix Pessimismus! Nix Fatalismus! Stattdessen freshe Wildness. Ja, die jungen Architekt:innen ecken an (tut dies die Jugend nicht zu allen Zeiten und per se?): „Die etablierten Architekturbüros beschäftigene sich unbeirrt lieber weiter damit, sich gegenseitig zu Projektvorträgen einzuladen und pseudogenialistische Klötze auf die grüne Wiese zu stellen, idealerweise anstelle einer bereits vorhandenen, geringgeschätzten Struktur.“ Die jungen Architekt:innen sehen sich als Avantgarde, die „gezwungen bottom-up“ arbeiten, „während etablierte große Architekturbüros noch immer die Nachhaltigkeit in ihren megalomanen Bauprojekten durch Kosteneinsparung und Holzoberflächen suchen, quasi top-down.“ Jugendlicher Idealismus – fernab der Realität? Schließlich gilt wie überall: Wer zahlt, schafft an. In diesem Fall Eure Auftraggeber:innen, also Eure Bauherr:innen/Investor:innen. Moralisch cleane Architektur ist jedoch leider Gottes im Regelfall (etwas bis gewaltig) teurer als toxische Architektur. Und wer von Euch Bauplaner:innen kann es sich erlauben, potenzielle Auftraggeber:innen zu verprellen, „nur“ um eine moralisch cleane Architektur zu propagieren, die dann ohnehin nicht entsteht, weil – wenn Ihr es nicht macht – dann halt irgendein anderes Bauplanungsbüro die Wünsche der Bauherr:innen/Investor:innen umsetzt und die Moralität auf der Strecke bleibt.

Wie weitreichend ist die eigene Verantwortung?

Und trotzdem! Müsste sich nicht jede(r) von Euch Bauplaner:innen selbst und ständig die Gewissensfrage stellen: Bewege ich mich weiterhin innerhalb der toxischen Spielregeln? Oder gehe ich einen anderen Weg? Wofür trage ich überhaupt die Verantwortung? Immer mehr Bauplaner:innen machen sich Gedanken „über die moralischen Implikationen ihres Tuns“, behaupten die Macher:innen des „Baumeister“-Magazins, wohl wissend, dass jeder Moral Grenzen gesetzt sind. „Die unangenehme Wahrheit ist, dass wir [Bauplaner:innen] uns für weit mehr verantwortlich fühlen – und von der Gesellschaft gesehen werden –, als wir de facto Macht besitzten. Welche Macht haben wir wirklich, um nicht nur die Architektur zu gestalten, sondern auch die Rahmenbedingungen?“

Gesamtgesellschaftliche Umdenkkultur vonnöten

Ach ja, die Rahmenbedingungen ... Ihr sowie Eure Berufsvertreter:innen in den Kammern und Verbänden habt es ja alle längst realisiert: Es gilt das Primat der Umbaukultur: Aufstocken | Anbauen | Umbauen👍 Die Politik (Stichwort: Scholz' Vision von neuen Stadtteilen auf grüner Wiese) hinkt da hinterher. Das Hickhack bei der Förderung energetischer Gebäudesanierungen spricht Bände. Doch auch auf Bundes- und Europaebene ist vielen Politiker:innen längst klar: Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Umdenkkultur. Ihr Bauplaner:innen könnt das nicht alleine! Aber: An Euch ist es, „diesem ohnehin stattfindenden Wandel der Baukultur eine Richtung zu geben“, wie Lydia Haack , Präsidentin der Bayerische Architektenkammer , neulich im Regionalteil Bayern des „Deutschen Architektenblatts“ (Herausgeber: Bundesarchitektenkammer ) schreibt. Nachhaltigkeit dürfe kein „hübsches Add On“ bleiben. „Es geht darum, mutig in Veränderung zu gehen, das eigene Handeln zu reflektieren, Lösungen zu finden und sich auf eine neue Ästhetik einzulassen“, so Haack. Also doch eine besondere (Mit-) Verantwortung von Euch Bauplaner:innen ...

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing?

(Mit-) Verantwortung – ja, okay. Aber auch (Mit-) Haftung? Und zwar bezogen auf den rechtlichen Haftungsbegriff ... Wer haftet gegenwärtig und in Zukunft für die Planung bzw. Errichtung ressourcenverschwenderischer, klimaschädlicher und platzverbrauchender „toxischer Architektur“? Eure Auftraggeber:innen? Ihr Bauplaner:innen? Da gibt es momentan nur eine klare Antwort: Solange Ihr Euch im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen, geltenden Normen und den (allgemein) anerkannten Regeln der Technik bewegt, ist im Hinblick auf die Deckung in Eurer Berufshaftpflichtversicherung alles gut. Dies gilt zudem für Euren Auftrag. Zumal, wenn Ihr die Wünsche Eurer Bauherr:innen/Investor:innen berücksichtigt. Schwierig wird es nur dann, wenn Eure Bauherr:innen/Investor:innen eine moralisch cleane Architektur wünschen und ihr stattdessen toxische Architektur plant. Dann hätten Eure Bauherr:innen/Investor:innen zu Recht etwas zu beanstanden. Umgekehrt jedoch – Eure Bauherr:innen/Investor:innen wünschen eine toxische Architektur, Ihr jedoch plant eine moralisch cleane Architektur – hätten Eure Bauherr:innen/Investor:innen ebenfalls das Recht zur Beanstandung, zumal dies vermutlich den vereinbarten Kostenrahmen sprengen würde. Was hilft: Selbst von moralisch cleaner Architektur überzeugt sein, Eure Bauherr:innen/Investor:innen durch Argumente von der (oftmals teureren) cleanen Architektur versuchen zu überzeugen – und beim Scheitern dieses Versuchs mit sich selbst ins Reine kommen: den Auftrag aus Überzeugung ablehnen (verbunden mit dem finanziellen Verlust) oder zähneknirschend dann halt doch toxische Architektur planen ... In jedem Fall wirkt es glaubhafter, für cleane Architektur zu stehen, wenn man im eigenen Bauplanungsbüro versucht nachhaltig zu sein („ESG“).

International etablierter Bewertungsmaßstab für die Nachhaltigkeit

Doch was bitte schön ist „ESG“ überhaupt? „ESG“ = „Environment“ | „Social“ | „Governance“ ✔ Diese drei Begriffe stehen für die wohl bedeutendsten und zugleich herausforderndsten Ziele der heutigen Zeit: Umwelt- und Klimaschutz (Environment), gesellschaftlicher Zusammenhalt (Social) und eine nachhaltige Unternehmensführung (Governance). Sie beschreiben in welchem Maße von einem Unternehmen ethnische, soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Hinter „ESG“ verbirgt sich also ein inzwischen international etablierter Bewertungsmaßstab für die Nachhaltigkeit eines Unternehmens. Mehr dazu unter https://www.pisa-versicherungsmakler.de/news/nachhaltige-esg-kriterien-was-das-mit-euch-bauplaner-innen-zu-tun-hat Also ein richtiger Schritt in Richtung „Nachhaltigkeit“. Mehr aber auch nicht …

AKWB-Präsident Markus Müller: „Architektur muss politisch werden“

Wer von Euch Bauplaner:innen wirklich von verantwortungsvoller Architektur überzeugt ist, dem bleibt eigentlich nur: „Architecture is a political act, by nature“ (Lebbeus Woods), den Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, seinem Kommentar im aktuellen „Deutschen Architektenblatt“ zitiert und selbst zu dem Schluss kommt: „Architektur muss sich in die Politik einmischen, es könnte notwendig sein!“ Müller lässt kein gutes Haar an der Bundesbaupolitik („hektische Ankündigungspolitik mit teils grotesken Worfindungen (,Bau-Turbo‘) und absurden Vorschlägen; vierzehn Trabantenstädte aus modularen Bausystemen oder Aussetzung der Regelungen des BauGB“. Müllers Appell an die Bau(planungs)branche: Es genüge nicht mehr, das hohe Lied der Baukultur zu singen. „Wir analysieren Zusammenhänge, Ursachen und Wirkungen, machen die Innovationskraft von Architektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur an konkreten Themen greifbar und führen die guten Ideen zu baubaren und bezahlbaren Konzepten zusammen. Wir übernehmen damit jene Verantwortung, die wir uns von der politischen Ebene wünschten.“

„Jung, radikal, aufmüpfig und dem Status quo längst überdrüssig“?

Quo vadis Architektur? „Wir sind aufgebracht – im Negativen wie im Positiven. Wir sind aufgebracht, weil viele offene Fragen in der Architektur betreffend der notwendigen Bauwende nicht beantwortet sind. Wir vermissen eine Haltung innerhalb der Architektur und der Immobilienwirtschaft. Wir sind aufgebracht, weile es eines großen Umdenkens bedarf. Aus dieser Unruhe und dem Bewusstsein über den Status quo schöpfen wir unsere Motivation und haben überhaupt erst begonnen, als Architekt:innen aktiv zu werden. Es gibt eine Menge zu tun, und wir wollen Teil einer positiven Veränderung sein.“ Dieses Statement von Teresa Hemmelmann und Eric Lenz (alinea) im oben zitierten „Baumeister“-Magazin bringt es auf den Punkt: Bauplaner:innen sind heutzutage keineswegs nur „jung, radikal, aufmüpfig und dem Status quo längst überdrüssig“, wie „Baumeister“-Chefredakteur Tobias Hager in seinem Editorial schreibt, sondern voller Tatendrang und dem entschlossenen Willen zur Transformation von Architektur. Höchst spannende Zeiten also -- für Euch Bauplaner:innen, aber auch für uns allesamt als Gesellschaft. Mit Sicherheit.

#mitsicherheitpisa

Wir als pisa Versicherungsmakler GmbH begleiten Euch bei Eurem Tun; als ein zuverlässiger und kompetenter Ansprechpartner, wenn es um Eure berufliche Risikoabsicherung geht. Welche Art Architektur Ihr auch immer gutheißt, es ist wichtig, dass Ihr bei Eurem Tun gegen Risiken angemessen sowie weitgehend abgesichert seid. Kommt gerne auf uns zu. Wir sind für Euch da. Mit Sicherheit! #mitsicherheitpisa

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